Es geht auch ohne Businessplan: 1 Jahr Lindmanns
Wie wir aus Versehen ein Unternehmen gründeten und aus einer spontanen Idee ein richtiges Business machten. Und was geschah, als wir eine Nische entdeckten, die perfekt zu uns passte.
„Viele Offline-Events werden jetzt zu Online-Events umgebaut. Annette und ich, wir würden gerne Leute beraten, damit diese Events gut werden“ – das schrieb Tanja am 27. Mai 2020 ins Forum unseres Berufsnetzwerks und fragte in die stets hilfsbereite Runde: „Wer braucht so etwas? Wer gibt Geld dafür aus? Was sollten wir versprechen, damit man sich von uns beraten und helfen lässt?“
Wenige Wochen danach hatten wir eine GbR, eine schnell zusammengebaute Website und erste Aufträge. Heute, ein Jahr später, liegen hinter uns 43 Veranstaltungen an 55 Veranstaltungstagen mit 250 Veranstaltungsstunden und knapp 3.800 Teilnehmenden. Und die Website ist jetzt auch endlich professionell gestaltet und programmiert.
Netzwerktreffen als Initialzündung …
Doch von vorn: Ende Mai 2020 hatten wir gerade mit einem Team von Kolleginnen die erste Online-Ausgabe unseres jährlichen Netzwerktreffens umgesetzt. Aus der beliebten 4-tägigen Präsenzveranstaltung wurde ein kompaktes Online-Format von eineinhalb Tagen. Und zwar so, dass es Spaß machte, die Stunden wie im Flug vergingen und über die Distanz echte Nähe entstand.
Als Kommunikationsprofis mit einer Schwäche für präzise Organisation hatten wir ein paar Sachen intuitiv richtig gemacht: Entzerrung statt Ermüdung, Austausch vor Inhalt und Inhalt vor Technik – das waren die Hauptzutaten für das Erfolgsrezept unserer ersten gemeinsam konzipierten Online-Veranstaltung Mitte Mai 2020. Wir hatten viel über die Transformation liebgewordener Rituale aus der Präsenz ins Virtuelle nachgedacht und sie kreativ umgesetzt. Akribische Vorbereitung und wertschätzende, flockige Moderation kamen dazu. Viele helfende Hände und kreative Köpfe waren notwendig, das Ganze innerhalb weniger Wochen zwischen Absage der Präsenz- und Durchführung der Online-Veranstaltung zu konzipieren und zu planen.
Danach setzten wir beiden uns zusammen und sagten: „Das war klasse, offenbar können wir das. Wie machen wir jetzt weiter?“ Denn schon länger hatten wir geahnt, dass wir nicht nur als Freundinnen und Netzwerkkolleginnen harmonieren, sondern auch mit einem gemeinsamen Business Erfolg und vor allem Spaß haben würden. Jetzt endlich war uns die passende Geschäftsidee in den Schoß gefallen.
… und ein Netzwerk als Turbo
Unser Netzwerk pustete uns Luft unter die Flügel – mit Ermutigung, vielen Tipps und guten Ideen, aber vor allem in Form von Empfehlungen. So kamen die ersten Aufträge zu uns, und dann verselbstständigte sich die Sache. Nicht selten kam nach (einmal sogar während!) einer Veranstaltung, die wir unterstützten, eine Mail übers Kontaktformular: „Ich habe dich da gerade erlebt – genau das brauchen wir auch!“
Die Pandemie schubste uns mit der Nase drauf und dann taten wir das, was uns beiden liegt: einfach machen. Natürlich mit Nachdenken und Struktur. Aber vor allem: die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und loslegen. „Mit Beratung kennen wir uns aus, unser neues Angebot wird eine spannende Ergänzung zu unseren bisherigen Jobs werden“, dachten wir. Daraus wurde jedoch nichts. Denn die anfragenden Unternehmen und Organisationen ließen sich zwar gern von uns beraten, doch das war nicht genug. Nach dem Erstgespräch hieß es meist: „Das klingt gut, was du uns empfehlst. Könnt ihr das nicht einfach für uns umsetzen?“ Und so kam es, dass wir nicht nur Konzeption und Beratung, sondern auch technische Co-Moderation, Organisation, die Bereitstellung von Tools und Technik und vieles mehr anboten. Lindmanns wurde zur Veranstaltungsagentur.
Pandemisches Geschehen
Schon Ende August war klar: Das schaffen wir nicht mehr alleine. Ab Mitte September hatten wir die erste Aushilfe für technische Co-Moderation mit an Bord. Ab Oktober waren es drei und inzwischen haben wir ein Team aus fünf Werkstudierenden und zwei Freelancern, die uns im Projekt- und Veranstaltungsmanagement unterstützen. Auf diese Weise bekamen wir wieder neue Herausforderungen auf den Tisch: Arbeitsverträge, Lohnabrechnungen und die Kommunikation mit einer Handvoll Krankenkassen. Lindmanns wurde zur Arbeitgeberin.
Die Monate zwischen Oktober 2020 und Ende April 2021 waren sehr intensiv – mit steiler Lernkurve und vielen spannenden Projekten. Deswegen haben wir auch bis heute keinen Businessplan. Wir waren sogar bei einem Gründer*innenwettbewerb angemeldet, hatten aber einfach keine Zeit für ein schriftliches Konzept und Formalia.
Ausblick
Zurück auf Anfang?
Seit ein paar Wochen ist unser Arbeitspensum jetzt endlich so, wie wir es uns anfangs wünschten. Wir bekommen wieder mehr Schlaf und sogar freie Wochenenden!
Denn auch wenn es ständig Neues zu lernen gibt, haben wir inzwischen klare Strukturen, bewährte Abläufe und eine gemeinsame Wissensbasis für das Team. Auch auf der Nachfrageseite hat sich einiges verändert: Viele Teams und Organisationen sind inzwischen recht versiert im Umgang mit Zoom und Co. Jetzt wünscht ihr euch vor allem Unterstützung bei komplexeren Veranstaltungen oder bei der Entwicklung von Formaten, die es in der Form noch gar nicht online gibt. Auf diese kniffligen Aufgaben stürzen wir uns besonders gern!
Unsere Nische ist recht klar umrissen: Wir begleiten vor allem Veranstaltungen, bei denen es auf Austausch, Vernetzung und Wissensvermittlung ankommt. Wir fahren nicht einfach Technik auf den Hof, und wir machen auch keine glitzernden Shows, das können die großen Eventagenturen viel besser. Unsere Kundengruppen sind zumeist Organisationen, bei denen es auf die Zusammenarbeit und das Miteinander ankommt: Verbände, Ministerien, Forschungseinrichtungen und ähnliche. Die Themen sind Menschenrechte, Gesundheit, Artenvielfalt, Naturschutz, Hospizarbeit, Armutsbekämpfung und viele mehr. Auch das macht uns glücklich.
Und wir werden inzwischen verstärkt für Schulungen und konzeptionelle Beratung gebucht. Das ist eine Entwicklung, die uns wirklich freut – denn das war ja eigentlich von Anfang an unsere Idee gewesen. Und auch wenn wir uns manchmal scherzhaft Krisengewinnlerinnen nennen: Wir sind davon überzeugt, dass lebendige Online-Veranstaltungen auch dann gefragt sind, wenn wir uns längst alle wieder „in echt“ treffen können. Anfragen und Buchungen für Herbst und Winter bestätigen das. Wir freuen uns darauf!
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Herzlichen Glückwunsch zum 1. erfolgreichen Jahr!
Eine gute Entwicklung und Zukunft wünscht
U. Schürmann
Etwas verspätet: Vielen Dank!