Und es geht doch: Online-Tagung mit viel Nähe
4 lange Tage, 3 kurze Nächte, 130 Frauen, 60 Workshops, 1 Barcamp, 1 alte Benediktinerabtei und 1 Dachterrasse mit herrlicher Aussicht.
Das sind die Erfolgskennzahlen des jährlichen Fortbildungs- und Netzwerktreffens von Frauen in Textberufen im Netzwerk Texttreff. Und das sollte online funktionieren?
Bis Ende März 2020 hatten wir uns noch die Option offengehalten – aber dann war klar: Ein Präsenztreffen wie in den 15 Jahren zuvor würde es nicht geben. Was tun? Alles ausfallen lassen? Das war tatsächlich die Tendenz unter den Kolleginnen. „Wie soll dieses wunderbare Zusammentreffen, das so viel mehr ist als nur Wissensaustausch, online funktionieren?“ – „Ich verbringe ohnehin so viel Zeit vor dem Bildschirm, dazu habe ich keine Lust“ – „Lieber sehe ich euch gar nicht als online, das ist doch kein Ersatz!“
So oder so ähnlich lautete die Mehrzahl der Diskussionsbeiträge, als wir begannen, über eine Online-Version des TTWW (Texttreff-Workshopwochenende) zu diskutieren.
Herausforderung annehmen
Doch das Orgateam war davon überzeugt, dass auch online Austausch und Netzwerken möglich sind. Und so gingen wir vor:
- Das Orgateam erweiterte sich um Kolleginnen, die richtig Lust auf das neue Format hatten.
- Das Event bekam einen neuen Namen, damit auch symbolisch etwas Neues entstehen konnte. Es sollte eben keine traurige Version der Präsenzveranstaltung werden: Aus TTWW wurde OTTA (Online-Texttreff-Akademie).
- Wir dampften die 4 Präsenztage, die normalerweise prall gefüllt mit Workshops und anderen Programmelementen sind, auf 1,5 Tage zusammen.
- Das Workshopprogramm von zwei vollen Tagen reduzierten wir auf einen halben Tag im Barcamp-Format.
- In der verbliebenen Online-Zeit fokussierten wir uns auf gemeinsame Momente, Austausch und Netzwerken.
- Auf das Eröffnungsevent folgte ein ganzer Sommer voller Workshops. Jede, die etwas anbieten wollte, konnte ihren Workshop einfach in einen Online-Kalender eintragen.
- Für das Ende des Sommers planten wir ein Abschlussevent mit Rückblicken und Zukunftswerkstatt.
Weitere Erfolgsfaktoren waren:
Rituale ins Virtuelle übernehmen
Methodisch versuchten wir, die gut eingeführten und beliebten Rituale ins Online-Format zu übertragen. Beispiel: Normalerweise findet am Ankunftstag nach dem Abendessen die offizielle Begrüßung statt, bei der organisatorische Ansagen gemacht, das Netzwerk gefeiert und neue Gesichter begrüßt werden. Die Orga-Ansagen nahmen wir für die Online-Version vorab per Video auf, die sonst gemeinsam zum Abschluss gesungene Hymne ebenfalls.
Da flossen im Zoomraum genauso viele Tränen wie sonst im großen Saal der Abtei.
Vorteile Online-Format
Persönlichere Einblicke: Wir wollten schon immer mal den Garten der Kollegin B. sehen, die uns immer die Nase damit lang machte. Bei OTTA nahm sie uns per Tablet einfach mit in ihr grünes Wunder. Kollegin H. war frisch umgezogen und zeigte beim abendlichen virtuellen Kneipenschnack per Smartphone ihr neues Heim.
Weniger Barrieren online: Die blinde Kollegin L. war so selbstverständlich dabei wie die Kollegin F. mit frischem Säugling, die es in diesem Jahr sicher nicht zur Präsenzveranstaltung geschafft hätte. Neue Textinen kamen beim Speednetzwerken wie von selbst mit alten Häsinnen ins Gespräch – per Zufallsbreakout in Zoom.
Mehr Wissen saugen: Das Workshopprogramm beim Präsenzevent bot immer so viel gleichzeitig, dass der folgende Seufzer Gesetz war: „Könnte mal ENDLICH jemand das Thema mit dem Klonen lösen, damit ich am Freitagnachmittag alle fünf Workshops gleichzeitig besuchen kann, die mich interessieren?!“ Bei OTTA gab es die Auswahl für Wissensdurstige hübsch entzerrt über den ganzen Sommer verteilt.
Perspektiven schaffen
Kein Ersatz, sondern Add-on
Natürlich fehlte uns allen das physische Zusammentreffen. Doch das Online-Event war viel mehr als nur ein Ersatz für das echte Workshopwochenende. Und bei der abschließenden Zukunftswerkstatt wurde klar, dass kommende TTWWs mit Sicherheit eine digitale Komponente behalten werden.
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Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einer Online Tagung. Dabei ist es gut zu wissen, dass seit der Pandemie vieleauf dieses Format umgestiegen sind. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.
Was für eine tolle Idee, Rituale ins Visuelle zu übernehmen. Derzeit plane ich allerdings wieder Tagungen in Präsenz. Dafür suche ich nach einem geeigneten Seminarhotel.