Wie entsteht Teamspirit über Distanz?
Wie macht man aus ganz unterschiedlichen Menschen eine Gruppe, die gut zusammenarbeitet? Wir praktizieren das virtuelle Teamwork seit rund eineinhalb Jahren. Ein Bericht aus der Praxis. Mit einer ersten Analyse.
„Was hat dich bei Lindmanns überrascht?“ fragten wir in unserem letzten Teammeeting. Die Frage ging in erster Linie an die drei neuen Lindmanns in der Runde, denn wir wollten ihre Eindrücke nach den ersten Wochen erfahren und sie auch früh im Meeting zu Wort kommen lassen. Dann wurden wir selbst überrascht. Unsere Mitarbeiterin mit der Personalnummer 1 meldete sich spontan: „Dass wir so ein cooles Team sind, obwohl wir uns größtenteils gar nicht in echt kennen“.
Wow.
„Und worauf führst du das zurück?“ fragte ich sie, nachdem ich meine erste erfreute Sprachlosigkeit überwunden hatte. „Wir sind einfach in gutem Kontakt, zum Beispiel über unsere Messengergruppe während der Veranstaltungen. Das fühlt sich dann so an, als säße man zusammen.“
Nähe misst sich nicht in Kilometern
Diese Rückmeldung freute uns enorm. Denn wir Lindmanns sind ein komplett virtuelles Team, aktuell wegen Auslandssemestern sogar über 4 Länder und 2 Kontinente verteilt, und nur ganz vereinzelt sind wir einander „in echt“ begegnet. Es gibt mehrere Lindmanns, die noch keine*n der anderen live getroffen haben. Zoom und andere Tools sind für uns Arbeitsplatz, Teamraum und Kaffeeküche.
Trotzdem fühlen wir uns einander verbunden und haben hinter den Kulissen bei all der konzentrierten Emsigkeit oft Spaß zusammen. Und ja, dort wird auch mal geflucht, gemeckert oder gelästert – viel häufiger aber gescherzt, gelobt und angefeuert.
Lagebesprechung
Der meiste Austausch findet rund um eine konkrete Veranstaltung statt: bei internen Regiechecks und Absprachen der Einsatzteams im Vorfeld, in den Minuten, bevor wir die Kund*innen in den Veranstaltungsraum lassen, oder bei der Nachbesprechung, wenn diese sich verabschiedet haben. Hinzu kommt die parallele Kommunikation in unseren internen Messengergruppen.
Ab und zu bringen wir jedoch die ganze Truppe via Zoom zusammen. Dann treffen wir beide uns mit den aktuell 7 Werkstudierenden und unserer Projektmanagerin jenseits des Tagesgeschäftes. Das ist die Zeit für ein Update: Wir berichten über vergangene und anstehende Projekte, aber vor allem möchten wir hören, wie es allen geht. Wir setzen Teammeetings an, wenn wir uns auf eine besonders heiße Phase vorbereiten und einschwören wollen. Oder dann, wenn wir turbulente Wochen gut gemeistert haben. Und immer dann, wenn das Team wieder Zuwachs bekommen hat.
Turbo-Kennenlernen
Wie findet man heraus, dass der Kollege Excel-Tabellen liebt? Dass die Kollegin in der Videobearbeitung fit ist? Bei täglichen Begegnungen im Büro kommen solche Dinge manchmal zufällig ans Licht. In unserem Online-Unternehmen nehmen wir einfach eine Abkürzung: In unregelmäßigen Abständen machen wir einen Ability Slam bei unseren Teammeetings – vor allem dann, wenn wir mal wieder neue Lindmanns an Bord holen. Dabei tragen alle (auch wir Chefinnen) in ein Padlet ein, was sie gut und weniger gut können, wo sie sich Unterstützung und Weiterentwicklung wünschen und auch, was sie besonders gern machen und was lieber nicht.
Außerdem gibt es ein Padlet für die Teamvorstellung, auf dem jede*r sich mit Fotos und kurzen Texten vorstellen darf. So können wir nicht nur individuelle Fähigkeiten, Vorlieben und Abneigungen bei der Einsatzplanung und Aufgabenverteilung berücksichtigen, sondern schaffen damit auch eine sehr hilfreiche Basis für die Zusammenarbeit im Team.
Das Rezept
Austausch und Nähe auch bei Distanz ist unser Kerngeschäft. Aber in Sachen Führung sind wir beide blutige Anfängerinnen, erst recht über Distanz. Im Grunde ist es jedoch egal, ob man „in echt“ oder online, über Entfernung führt. Die Basiszutaten für ein erfolgreiches Führungsrezept sind die gleichen:
Respekt und Wertschätzung. Offene Ohren und klare Ansagen. Feedback ohne Vorwürfe. Und eine große Portion Humor.
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